Am Premierenabend der Produktion (A)ida to (Z)ero von Matter of Facts Studio am Frankfurter Künstler:innenhaus Mousontum kam Ulrike Hartung als Moderatorin mit den Künstler:innen und dem Publikum ins gemeinsame Gespräch. Diskutiert wurde unter anderem über die Auseinandersetzung mit dem kolonialen Erbe der Oper, das Überwältigungspotenzial von postdramatischem Musiktheater, die geradezu tangible Präsenz der Performer:innen und die scheinbare Leichigkeit, mit der die Musiker:innen zwischen zahlreichen Musikstilen hin- und herwechselten.
Aus dem Programmheft:
Verdis Aida ist der Prototyp des Opernspektakels aus der Hochzeit der Industrialisierung. Darin zentral: der ikonische Triumphmarsch – ein fossiler Gassenhauer zum Mitpfeifen. Das Musiktheater-Kollektiv Matter of Facts Studio assoziiert den Aida-Stoff u.a. mit Kreuzfahrtindustrien der Gegenwart: Nehmen auch heute die Menschen eine Opernhaltung ein, wenn sie das Fernweh packt? Was (ver)braucht die Oper als (Kohle-)Kraftwerk der Gefühle? Ist die Stimme eine Emission und was trägt das Publikum zur Energiebilanz einer Arie bei? Zusammen mit dem Oud-Spieler Abed Harsony, der Performerin ASJA, der Klarinettistin Heni HyunJung Kim, der Bassistin und Gambistin Rebecca Lawrence sowie dem Hamburger Chor Klub Konsonanz befragen Matter of Facts Studio das System Oper und sein koloniales Erbe. Schließlich überschreiben arabische Harmonien westeuropäische Operntradition, der Triumphmarsch wird abgerüstet und eine Anti-Arie zur alternativen Energiequelle – werden die Herzen ein letztes Mal entflammt?