Abstract
Schlingensief als Fitzcarraldo oder Wie „Der Fliegende Holländer“ im Dschungel klingt.
Film Musik Kontexte. Intermediale Referenz in audiovisuellen Medien (XIII. Symposium zur Filmmusikforschung) an der Universität Mainz, 2018.
Als Christoph Schlingensief den Auftrag erhielt, 2005 Richard Wagners Fliegenden Holländer für das XI. Festival Amazonas de Ópera zu produzieren, war spätestens seit seiner vorangegangen Produktion des Parsifal bei den Bayreuther Festspielen klar, dass alles andere als eine konventionelle Inszenierung zu erwarten war. Bei der Fülle an interessanten Aspekten dieser Arbeit geht es diesem Paper um eine bestimmte filmische Aufnahme, die im Rahmen dieser Produktion entstand und die, wie so oft bei Schlingensief, in seinem nachfolgenden Œuvre Wiederverwertung fand: Schlingensief ist kurzerhand mit dem Orchester des Opernhauses in den Amazonas-Dschungel gefahren, um dieses bei einer Interpretation des Vorspiels von Wagners „Romantischer Oper“ zu filmen. Der so entstandene ‚unerhöhrte‘ Klang der Komposition, der sich vor allem auf die extremenWitterungsbedingungen im Regenwald und ihre Wirkung auf die Instrumente zurückführen ließ, und seine Verwendung als ‚Film-Musik‘ im Rahmen dieser Opernproduktion ist bemerkenswert. Die grundlegend filmische Arbeitsweise Schlingensiefs – auch und gerade in nicht-filmischen Ausdrucksformen – und die zentrale Rolle von Musik dabei findet in diesem Versatzstück sowie in dessen weiterer Verarbeitung innerhalb seines Œuvres prägnanten Ausdruck und lohnt daher einen genaueren Blick.
Dr. Ulrike Hartung
Film Musik Kontexte – Intermediale Referenz in audiovisuellen Medien (2018)