Imaginäres Musiktheater. Oper und Medialität in Janet Cardiffs und Georg Bures Millers „Opera for a small room“ und „Paradise institute“

„Der große Reiz des Kamera-Mediums […] besteht für den Opernkomponisten offensichtlich darin, dass er durch die Möglichkeit schnellen Wechsels von Lokal, Perspektive, Distanz, Bedeutungsakzent usf. völlig neue Dimensionen in den musik dramatischen Raum einführt.“

Ernst Krenek in Musiktheater – Fernsehen – Film (1968)

Dr. Ulrike Hartungs Vortrag Imaginäres Musiktheater. Oper und Medialität in Janet Cardiffs und Georg Bures Millers „Opera for a small room“ und „Paradise institute“ war Teil des Symposiums Das Wohnzimmer als Loge. Von der Fernsehoper zum medialen Musiktheater vom 21. bis 23. März 2012 in Siegen.

Abstract
Als der Fernsehapparat in den 1950er Jahren zum Statussymbol avancierte und das Fernsehen mit einer einzigen Ausstrahlung so viele Zuschauer ansprechen konnte wie kein anderes audiovisuelles Medium zuvor, begann die Geschichte der Fernsehoper. Eine neue Gattung bildete sich, die, vor allem in den 1950er und 1960er Jahren, Komponisten zum Experimentieren mit dem neuen Medium anregte – hier können Namen wie Menotti, Britten oder Strawinsky genannt werden. In Folge der Digitalisierung und den mit ihr einhergehenden vereinfachten Produktionsbedingungen wandelte und erweiterte sich das Potential des audiovisuellen Musiktheaters in den letzten Jahrzehnten über Film und Fernsehen hinaus. So sollen bei dieser Siegener Tagung in einem ersten Teil chronologisch aneinander gereihte Fallbeispiele erstmals eine Beurteilung der Diversifikation der Fernsehoper ermöglichen, aber auch deren Kontinuitäten und Entwicklungen erfahrbar werden lassen. Besonderes Augenmerk gilt dabei den jeweiligen Produktionsbedingungen und den technischen Neuerungen. Der zweite Teil des Symposiums beschäftigt sich mit der Phänomenologie des zeitgenössischen medialen Musiktheaters, zu dessen Verständnis der althergebrachte Gattungsbegriff – wie es scheint – nicht recht taugen will. Der Versuch, mit dem dritten Teil eine Art Resümee zu verbinden, muss angesichts der geschilderten Problemlage als a priori zum Scheitern verurteilt bewertet werden. Folglich stehen hier Vorträge, die Ausblicke gewähren: auf länderspezifische Kulturen des medialen Musiktheaters, auf Tendenzen hin zu einer Meta-Kunst sowie mit einem nicht ansatzweise ausgeleuchteten Sonderkapitel der Rezeptionsgeschichte, dem Salzburger Fernsehopernpreis, der von 1956 bis 1983 vergeben wurde.

Flyer Fernsehoper – Das Wohnzimmer als Loge.

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